Das versteckte Dorf im Tafeljura
(Ausschnit aus: Brugger Neujahrsblätter, Autor: Eduard Staudacher, ehemaliger Gemeindeschreiber von Mandach und Bauernsekretär)
Der Ortsbeschrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts herum lautet nicht gerade schmeichelhaft: "Mandach ligt an einem Abohrt, unlustig und an den Gräntzen, ist fast gar vom Bernbiet abgeschnitten". Der Berichterstatter dürfte nicht übertrieben haben. Denken wir die heutigen Verbindungen zum Dorfe weg und fügen die damaligen Karrwege in die Landschaft ein, so wird klar, dass die grosse Weltgeschichte an Mandach vorbeiging.
Aus der Geschichte von Dorf und Landschaft
Setzen wir uns deshalb auf die Bank bei der Mandacher Egg und lassen Vergangenheit und Gegenwart Revue passieren. Dabei sind wir bereits schon auf einem geologisch interessanten Punkt, der Verwerfung von Mandach. In der Blickrichtung gegen den Schwarzwald liegt linker Hand der markante "Wessenberg", uns gegenüber die "Hochrütti (Chälebüel)" und rechter Hand der "Berg". Diese drei Erhebungen tragen noch die ursprünglichen Sedimenttafeln (Ablagerungen). Unser Sitzplatz aber wurde zu Urzeiten einmal aufgeschoben, d. h. die unteren Schichten treten hier zutage. Die abfallenden Gesteinsschichten zeigen den örtlichen Verschiebungswinkel an. Nicht genug, zur Zeit der grössten Vergletscherung dürften sich noch der Aare-, Reuss- und Linthgletscher in dieser Gegend die Zunge gezeigt haben.
Der Mensch aber nahm erst in der Eisenzeit (La Têne 700 v. Chr.), wenn nicht gar schon in der Steinzeit, diesen Lebensraum in Besitz. Lassen wir die Spekulation darüber und datieren die Entstehung des Dorfes in die Zeit der Kelten (400 v. Chr.). Irgendwann wird eine Sippe dieses Stammes eine feste Bleibe beschlossen und, entsprechend der damaligen Staatsordnung, den Bann für den Unterhalt einer Hundertschaft zugeteilt erhalten haben. Mandach wurde damit später ein vom helvetischen Adel verwaltetes Lehen und Bestsandteil der ostgallischen Provinz Sequanicum. Unter dieser Feudalordnung, die nicht so schlecht war wie ihr geschichtlicher Nachruf, sollte Mandach über Jahrhunderte leben. Kurz vor Beginn der Zeitrechnung gaben also die Helvetier den Ton an, um aber bald der römischen Oberhoheit für ein halbes Jahrttausend Platz zu machen. Die Römer, gescheit wie sie waren, begnügten sich mit der Verwaltung, ansonsten blieben auch für Mandach die Götter und die weltliche Tradition unangefochten. Als später der germanisch-alemannische Adel neue Herrschaftsgebiete annektierte, dürfte Mandach halt einmal mehr, wiederum nur administrativ, unter neue Räder gekommen sein. Später zeigten ihnen die Burgunder, die Habsburger, Zähringer und Berner die Macht. Die obrigkeitlichen Herren wechselten, das Volk blieb. Der Grosszügigkeit der Herrschenden ist es zu verdanken, dass Mandach 1072 zu einer Kirche kam, gestiftet und erbaut von den Wessenbergern, vielleicht aber erschuftet auf Geheiss, im Frondienst. Die Mandacher wurden nun zu Christen umgemodelt. Als Untertanen weltlicher und geistlicher Macht hatten sie nun das Vergnügen, ihre Zinsen und Zehnten nicht nur den Burgherren am Ort abzuliefern, sondern auch den Klöstern Säckingen und St. Blasien. Der geographische Horizont wurde damit beiläufig erweitert.
Nach dieser bissigen Rückschau in die Feudalzeit bleibt eigentlich nur noch Napoleon zu danken, dass er Mandach dem Bezirk Brugg und dem Aargau zuteilte. Damit konnte endlich der sture Zehntenbezug dem anmutigen, flexiblen monetären Steuerbezug Platz machen.
Wenden wir uns aber wieder der Landschaft zu:
Vom Wessenberg war bereits die Rede. Auf seinem nördlichsten Sporn stund einst die Burg der "Wessenberger". Bis Mitte des 14. Jahrhunderts noch bewohnt, dürfte wohl das Erdbeben von 1356 ihr Schicksal besiegelt haben. Das Gemäuer ist vollends abgetragen und die Steine wären in diversen Hausmauern im Dorfe noch ausfindig zu machen. Von einer zweiten Burg habsburgischen Besitztums auf dem südlichen Teil des "Wessenberges" orakelt man. Auch für ihr Gemäuer war für Absatz gesorgt.